Digitaler Minimalismus beginnt bei deinen Apps auf dem Smartphone. Denn Digital Detox bedeutet digitale Entgiftung. Diese zielt auf weniger elektronische Kommunikation, um dem Reichtum der realen Welt wieder mehr Beachtung schenken zu können. Nebenbei verbesserst du deine Konzentrationsfähigkeit und es fällt dir leichter, angefangene Projekte zielstrebig zu Ende zu bringen.
In diesem Beitrag erfährst du
- Warum du Wert auf digitalen Minimalismus legen solltest
- Wie du auf deinem Smartphone Platz schaffen kannst
- Wie du Apps so organisierst, dass sie deinen Alltag unterstützen, aber nicht bestimmen
- Abschließend lernst du Minimalismus Apps kennen, die Minimalist:innen gerne nutzen
Warum digitaler Minimalismus wichtig ist
Auf dem Kindle, Tablet & Co – täglich begegnen uns zahlreiche Darauf-muss-ich-reagieren-Reize. Das können Push-Benachrichtigungen sein oder ständige kleine Entscheidungen auf Fragen wie: Wollen Sie den Kaffee hier trinken oder to go? Dazu kommen die endlosen Möglichkeiten des Internets. Ob es an meinem Urlaubsort wohl schon warm ist? Die Reize scheinen winzig, nur ein kurzer Blick auf das Smartphone. Wir haben sogar das Gefühl der Effizienz. Es wirkt wie ein Zeitgewinn, zu Hause die Mails von der Arbeit zu checken und sich im Büro privat über das iphone zu verabreden. Doch diese kleinen Unterbrechungen zerlegen unsere Zeit in 1000 Stücke. Sie besetzen kostbaren Raum in unserem Kopf und machen unser Leben übervoll.
Mit App-Detox in den Flow kommen
Wenn das Smartphone zugemüllt ist, dann hat das Folgen: Die dauernde Überforderung macht uns aggressiv, fahrig und unzufrieden. Um die Zufriedenheit zu erleben, eine Aufgabe gut gemeistert zu haben, brauchst du neben Ruhe, ausreichend Schlaf und gesundem Essen absolute Konzentration.
Menschen, die in ihrem Tun versinken und die Zeit vergessen, besitzen meist erheblich mehr geistige Zufriedenheit. Um meinen täglichen Flow nicht zu unterbrechen, praktiziere ich sowohl beruflich als auch privat regelmäßig Ruhe:
- Ich stelle mein privates Mobiltelefon grundsätzlich auf lautlos
- Auch mein Telefon auf der Arbeit stelle ich oft auf Ruhe und beantworte aufgelaufene Anrufe nach einer Phase konzentrierter Deep Work
Wie du dein Smartphone gezielt aufräumst
Zuerst gilt es, dir bewusst zu machen, wofür du Apps, Soziale Netzwerke und Newsletter nutzt und verwendest. Lass mich das einmal am Aufbau meines Smartphones aufzeigen: Ich besitze lediglich zwei Screens mit Apps. Insgesamt arbeite ich auf dem Handy mit 40 Apps. Diese klare Anordnung unterstützt meine Fokussierung.
Apps radikal löschen und in wenigen Foldern organisieren
Und so habe ich meine Apps aufgebaut:
- Erste Display-Seite: Alle Apps zum Ausführen praktischer, alltagsbezogener Aktionen. Dazu zähle ich die Geräte-Einstellungen, Kontakte, Kalender, Uhr, Taschenrechner, Wettervorhersage, eine App zum schnellen Lesen von News, die App meines Fitnessstudios, Musikspeicher, Radio, Kamera, drei Messenger Apps -nämlich SMS, Telegram und Signal- zwei Browser -nämlich Ecosia und Firefox- sowie alle nicht deinstallierbaren Google-Apps in einem Ordner
- Zweite Display-Seite: Alle Apps, die ich für die Arbeit am Blog Julias Journeyz benötige. Das sind der Fotospeicher, Social Media Apps; Bildbearbeitungs- und Grafikprogramme wie Lightroom und Canva und und -da ich auf Instagram mehrsprachig blogge- die Übersetzungshilfe Linguee. Dann kommen die Videobearbeitung mit YouCut sowie zwei weitere Apps für die Aufnahme von Sprachnotizen. Apps, die mich in der Planung von Reisen unterstützen -wie Flixbus und Airbnb- fasste ich in Ordnern zusammen. Zu guter Letzt kommen Office Programme, Internet-Security und so weiter.
Alle Anwendungen, die ich nicht brauche, habe ich gelöscht. Wenn sich Apps nicht deinstallieren lassen, dann schiebe ich sie auf die dritte Display-Seite, die ich nicht aufrufe.
Alternativ: Pro Ordner einen motivierenden Titel vergeben
Alternativ kannst du die Dinge, für die du Apps benötigst, auch direkt benennen. Sehr motivierendend ist es, wenn du dir damit gleichzeitig Ziele setzt. So sehen dann eure Display-Seiten aus:
- „Ich bin gesund“ – Fitnessstudio-App, Blaulichtfilter; Applikationen, die beim Abnehmen helfen
- „Ich bin vernetzt“ – Messenger und Social Media
- „Ich bin organisiert“ – Planer, Kalender
- „Ich bin kreativ“ – Fotos, Bildbearbeitung, Videoschnitt
- „Ich bin informiert“ – News, ePaper
- etc.
So vergegenwärtigst du dir automatisch, wobei die Programme helfen. Lösche einfach mal alles, was du nicht zu den wichtigen Dingen sortieren kannst. Viele verwechseln das Konzept des Minimalismus mit Verzicht. Eigentlich ist es jedoch genau andersherum: Du machst dir bewusst, was du wirklich brauchst. Was ist und bleibt für dich wichtig? Wenn du das für dich entschieden hast, dann wirst du schon nach einer Woche – spätestens nach einem Monat – feststellen, dass dir ungenutzte Apps nicht fehlen.
Push bewusst einschränken
Push-Nachrichten zählen zu den Dingen, die dir ganz besonders viel Konzentration, Zeit und Ruhe nehmen. Hier gibt es ganz viel Potenzial, um zu sparen. Zeitfresser und Stress werden reduziert. Smartphone minimalisieren – das bedeutet also auch, regelmäßig Push-Nachrichten auszuschalten. Regelmäig deshalb, weil sich vor allem in den Sozialen Netzwerken durch neue Funktionen immer wieder neue Push-Nachrichten einschleichen. Bei Facebook sind es zum Beispiel die Gruppen, die sehr viel potenziellen Push-Spam mit sich bringen.
Ganz bewusst entschied ich mich vor vielen Jahren komplett gegen WhatsApp und den Facebook Messenger. Ich empfand beide als Zeitfresser ohne Ende, die mich von dem abhalten, was mir eigentlich wichtig ist – bloggen. Natürlich gehört es dazu, sich nicht nur auf der eigenen Website zu bewegen. Auch die Interaktion per Social Media wird groß geschrieben. Trotzdem empfinde ich es als Luxus, Push-Nachrichten nachhaltig auszublenden.
Für mich spricht absolut nichts dagegen, mich aktiv einzuloggen, um zu kommunizieren. Es ist etwas aufwendiger, aber deutlich besser, als fremdbestimmt zu sein und ständig auf etwas zu reagieren, was gar nicht in eurem Tagesplan stand.
Neue E-Mails, Anrufe, SMS sowie Nachrichten via Telegram und Signal bekomme ich zwar durch Blinksymbole und nach dem Entsperren des Bildschirms mit. Ich erlaube mir aber, zu einem späteren Zeitpunkt und gesammelt darauf zu antworten.
Jede:r muss seinen eigenen Weg finden, mit dem ständigen Strom neuer Reize und Informationen umzugehen. Wichtig finde ich den bewussten Umgang damit. Sich einmal klarzumachen: was brauche ich und was brauche ich nicht. Und zu welchem Zweck nutze ich es.
Digitaler Minimalismus kann auch bedeuten, einfach mal den Stecker zu ziehen. Gerade wenn du auf Facebook das Gefühl hast, dort werden von denselben Menschen immer nur Nichtigkeiten geteilt, die nicht zu deinen Interessen zählen, lohnt es sich, Facebook zeitweise gezielt zu deaktivieren. Dazu kannst du die App einfach von deinem Handy löschen.
Solltest du Facebook wieder brauchen, dann installierst du die App erneut – dein Account und alle deine Einstellungen sind noch da. Durch die Auszeit gewinnst du Klarheit, welche Dinge dir im Leben wichtig sind und du gehst bewusster mit den Reizen aus Facebook um.
Nutzer:innen verbringen viel Zeit auf Instagram und der Druck für Influencer:innen, omnipräsent zu sein, ist immens hoch. Doch Instagram selbst bemüht sich sogar zu helfen, seine Funktionen gezielt und bewusst zu nutzen. Jegliche Push-Nachrichten können unterbunden werden. Sämtliche Benachrichtigungen aus Instagram auf meine E-Mail-Adresse habe ich deaktiviert.
Darüber hinaus hat Instagram eine fantastische Funktion, über die du festlegen kannst, wie viel Zeit du täglich auf der Plattform verbringen willst. Wenn diese Obergrenze erreicht ist, stupst Instagram dich mit einer Erinnerung an. Danach steht es dir frei, die App für diesen Tag zu verlassen.
Ganz wichtig sind auch die Kommentareinstellungen. Es gibt diverse Accounts, die dich mit einem plumpen „hi!“ in den Nachrichten direkt kontaktieren wollen. Wenn du einem Account nicht folgst, dann kommen diese Nachrichten erst einmal in einen Ordner zur Überprüfung, wo du sie von Zeit zu Zeit checkst – und direkt löschst.
Newsletter
Ich bin überhaupt kein Freund von Newslettern – selbst wenn diese mich über Discounts zu informieren könnten. Mittlerweile kann ich meine Newsletter an einer Hand abzählen. Ich nutze sie Newsletter nur noch, um meine Wissensbasis zu bilden. Bedeutet: Über Newsletter informiere ich mich über neue Trends und Hacks auf Social Media und zum Thema Bloggen. Auch hier wieder: Wichtig ist, sich zu jeder einzelnen Informationsquelle zu positionieren: Welcher Zweck? Welcher Nutzwert? Du allein entscheidest, wofür du deine kostbare Zeit einsetzt.
Minimalismus Apps: So helfen dir Headspace & Co
Somit habe ich dir Tipps gegeben, um nicht in deiner Wohnung, sondern vor allem auf deinen Devices Platz zu schaffen. Abschließend möchte ich dir gern Apps vorstellen, mit denen Minimalist:innen gerne arbeiten.
Die Headspace App
Die Headspace App bietet ihrem Namen nach alles, was den Kopf frei macht. Sie ist aktuell die wohl bekannteste Meditations App und hilft auch beim Einschlafen. Die enthaltenen Kurse sind nur zu einem geringen Teil kostenfrei nutzbar, wer die App ausführlich und regelmäßig einsetzen möchte, kommt nicht herum, zu bezahlen.
Die Fabulous App
Die Fabulous App nennt sich selbst eine Motivations App. Durch sie soll täglich neue Motivation gewonnen werden, dass Leben nach gesunden Gewohnheiten zu strukturieren. Beim ersten Ritual geht es zum Beispiel darum, jeden Tag nach dem Aufstehen ein Glas Wasser zu trinken. Die Erinnerungen sind personalisierbar und begleiten dich über mehrere Tage. Fabulous selbst nennt sie „Reisen“. Die Reisen sind nur testweise kostenfrei – wer mehr davon haben will, zahlt.
Die Noisili App
Die Noisili App hilft bei der Entspannung und fördert zugleich die Konzentration. Wie das gelingt? Durch diverse Naturgeräusche und Ambient Sounds gelangst du in einen wohtuenden Flow. Geräusche wie Regen, Vogelgezwitscher, Blätterrascheln oder Wellen werden per Touch aktiviert und ihre Lautstärke ist regulierbar. Die Free Version reicht aus, in den bezahlten Versionen gibt es den vollen Funktionsumfang.
Die Aloe Bud App
Die Aloe Bud App ist eine Selfcare App. Sie hilft dabei, persönliche Bedürfnisse in stressigen Phasen nicht immer wieder zu vernachlässigen. Dabei handelt es sich um ganz einfache Bedürfnisse, wie ausreichend Flüssigkeit zu trinken oder Pausen einzulegen. Von allen vorgestellten Apps halte ich diese für besonders sinnvoll, denn für die drei zuvor genannten braucht es eigentlich keine Apps. Aber ein kleiner Wecker für die Selbstfürsorge ist sehr sinnvoll, denn schließlich vergessen wir diese in Stresszeiten sehr oft.
Minimalismus beginnt in der eigenen Wohnung. Aber nicht nur die materiellen Dinge belasten uns, sondern auch viele digitale Reize gehören dazu. Der erste Schritt zur Optimierung ist das Aufräumen deines Smartphones.
Alles Liebe
Deine Julia Beatrice
Weitere Beiträge meiner Minimalismus Challenge:
Minimalismus Challenge // Der minimalistische Kleiderschrank
Großartige Tipps! Davon werde ich sicher einige umsetzen, gerade die Anordnung mit den Apps finde ich spannend 🙂
Es freut mich, dass die Tipps hilfreich sind 🙂
Und eine klare App-Anordnung bringt wirklich etwas.
Bin gespannt auf deine Erfahrung!
Viele Grüße
Julia Beatrice
Ich blende Apps aus, die nicht deinstallierbar sind. Bei Samsung geht das so: Einstellungen – Startbildschirm (als Suchbegriff eingeben) – Apps ausblenden.
Moin,
danke für den Tipp. Bei Sony ist’s schwieriger, aber mittlerweile lassen sich viele Apps schon gut deinstallieren. LG Julia