Was viele nicht für möglich gehalten haben, wurde im Jahr 2020 wahr. In rasanter Schnelligkeit breitete sich ein gefährliches Virus aus und wurde zur Pandemie. Menschen trugen Masken – so wie wir es in Europa nur von Bildern aus Asien gewohnt waren.
Schnell wurde klar: Der Urlaub wird dieses Jahr ein anderer Urlaub werden. Ähnlich wie die Italiener oder die Franzosen, die am liebsten im eigenen Land verreisen, wird es in diesem Jahr sehr wahrscheinlich eine Saison, in der die Deutschen mehrheitlich ihr Heimatland bereisen. Viele wollten auch gar nicht reisen. Eine Umfrage ergab, dass nur 26 Prozent schnellstmöglich wieder innerhalb Deutschlands verreisen wollen. Befragt wurden Deutsche im Alter von 18 bis 74 Jahren. Erst einmal abwarten wollen 45 Prozent und 29 Prozent haben dieses Jahr vor, erst einmal gar nicht zu verreisen.
Ich muss sagen, ich gehörte zu dem Viertel, das schnellstmöglich wieder verreisen wollte. Großveranstaltungen, Feste, Konzerte und sonstige Menschenansammlungen habe ich nicht sehr vermisst. Aber das Reisen und Entdecken, daraus besteht nun mal mein Leben.
Am 7. Mai 2020 gab die Landesregierung in Schleswig-Holstein offiziell bekannt, dass Deutsche aus Nicht-Risikogebieten ab 18. Mai 2020 wieder einreisen/in Hotels übernachten dürfen. Wir beschlossen, den Anfang des Jahres gebuchten und eingereichten Urlaub anzutreten, zumal es ein Geburtstagsgeschenk war.
Was war es für ein Gefühl? Angesichts von Menschen, die auf Social Media bereits auf kleine Ausflüge mit dem Hashtag #staythefuckhome reagierten, erwarteten wir zwar Kritik, aber für mich selbst fühlte sich die Entscheidung richtig an. Ich lebe weiterhin freiwillig unter den Einschränkungen, habe seit dem 14. März keine Freunde mehr persönlich gesehen, trage überall Maske – auch draußen in dichter besiedelten Stadtteilen. Aber etwas Neues zu entdecken, das ist mein Lebenselixier und ich kann und will darauf nicht verzichten.
Trotzdem gibt es neben den derzeit geltenden Regeln am Urlaubsort natürlich diverse weitere Tipps und Tricks für das Reisen im Corona-Jahr, welche ich dir hiermit näherbringen will:
Wahl des Ortes
Ich habe neulich in einem Interview gelesen, dass wir gerade im Moment der tiefsten Krise Probleme wie Overtourism angehen können und sollten. Der Gesprächspartner, ein Tourismusexperte, sah Chancen für touristische Ziele aus der zweiten Reihe. Vielleicht sind es manchmal sogar die weniger stark besuchten Orte, die spannender sind.
Ihr Vorteil liegt auch darin, dass sich die Touristen besser verteilen – gerade im Coronajahr ein enormer Sicherheitsgewinn. Während ich dies schreibe, geht zurecht ein Shitstorm auf eine Influencerin mit Millionen Followern nieder, die im Berchtesgardener Land einen wertvollen Naturraum erklommen und an einem Wasserfall posiert hat, an dem schon Menschen abgestürzt und gestorben sind.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle klar darauf hinweisen, dass zwar die weniger bekannten Orte in Deutschland einen Besuch wert sind. Gerade sie müssen aber besonders geachtet und sorgfältig hinterlassen werden, damit sie ihren ursprünglichen Charakter bewahren. Was passiert, wenn dies nicht der Fall ist, habe ich einmal am Beispiel des kanadischen Ortes Tofino beschrieben.
Schleswig-Holstein
Ich gehe auf Schleswig-Holstein ein, weil sich das Bundesland aktuell besonders eignet, um dorthin zu reisen. Die Zahl der Neuinfektionen lag bei 4 am 5. Juni 2020. Darüber hinaus heißt es nicht umsonst das Land zwischen den Meeren mit außergewöhnlich vielen Naturräumen, wo sich Menschen auf großer Fläche verteilen können. In Eckernförde hat das zwar nicht gut geklappt: Zu Pfingsten freuten sich Urlauber über die Kombination von Stadt und Strand, die es dort gibt.
Die Einheimischen zog es bei Sonne satt und Badewetter verständlicherweise an ihren Hausstrand. In Medienberichten war von den überfüllten Ostseestränden die Rede. Unserer Beobachtung nach waren es wenige Spots, die überfüllt waren – nicht alle. In jedem Fall zog die schleswig-holsteinische Landesregierung direkt Konsequenzen: Sie kündigte eine App an, mithilfe derer sich Urlauber vor dem Besuch einiger, bestimmter Strände zuvor anmelden sollen.
Detaillierte Vorbereitung und Information
Die gegenwärtigen Umstände machen Reisen noch erklärungsbedürftiger. Anbieter müssen ihren Kunden ganz genau erklären, was sie erwarten können und wie ihr Urlaub aussehen wird. Das betrifft nicht nur Reiseveranstalter, sondern insbesondere auch Hotellerie, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen, sprich die ganze touristische Infrastruktur vor Ort. Hier war auf unserer Reise definitiv noch Luft nach oben.
Unterkunft
Wir hatten ein Hotel gebucht. Es war sehr sauber, daran gab es nichts zu beanstanden. Was uns fehlte war die transparente Information, die ich oben erwähnte und die in Coronazeiten notwendig ist. Wie würde das Frühstück ablaufen? Außer dass wir bis zum Tisch eine Maske tragen müssen, was uns klar war, wurde hierzu nichts kommuniziert.
Da wir spät ankamen, war die Rezeption nicht mehr besetzt und wir konnten niemanden fragen. Anscheinend sollten sich die Gäste auf feste Anfangszeiten festlegen, aber auch das wurde nicht kommuniziert. Es erschien uns am besten, das Frühstück aufs Zimmer bringen zu lassen. Nachdem wir beobachteten, wie Tablets zu den Zimmern getragen wurden, fragten wir auch danach.
Aus dieser Erfahrung zogen wir den Schluss, dass ein Ferienhaus, selbst wenn es zu groß für uns beide gewesen wäre, die bessere Wahl gewesen wäre. Ferienhäuser findest du bei vielen Anbietern, Berger-Touristik in Cuxhaven, um dir ein Beispiel aus Niedersachsen zu geben, vermitteln Häuser und Wohnungen und informieren auf ihrer Website ausführlich und aktuell über die Beschränkungen durch das Coronavirus für ihre Ferienhäuser.
Essen bestellen
Auch nach den schrittweisen Lockerungen behalten viele Restaurants die Möglichkeit bei, Essen abzuholen oder zu liefern. Das nahmen wir natürlich gern in Anspruch und wir versorgten uns zusätzlich in einem großen Supermarkt. Besonders gut gefiel uns das Restaurant mit Hofladen Odins Haithabu. Dort gab es Pizzen zum Selbstabholen, die mit regional produzierten und biologischen Zutaten belegt waren. Die Portionen waren angenehm – gerade richtig zum satt werden.
Essen gehen
Nach wochenlangem Corona-Lockdown und schnellem Kochen im Homeoffice freuten wir uns offen gestanden darauf, wenigstens mal wieder einen schönen Milchkaffee zu trinken. Doch gerade Restaurants und Cafés bergen ein Infektionsrisiko. Dazu kommt, dass du es einfach nicht mehr gewohnt bist, dich mit fremden Menschen länger in einem Raum aufzuhalten – es ist inzwischen ein wenig unangenehm geworden.
Deswegen der wichtigste Tipp für das Reisen während der Pandemie: Plane deinen Tag abweichend von den üblichen Essenszeiten. Gehe am besten dann essen, wenn die Mittagszeit vorbei ist. Trinke deinen Kaffee am besten am späten Vormittag. Wenn dir nach einem Stück Kuchen ist, dann besuche die Cafés erst nach 17 Uhr. Hier einige Restaurants und Cafés, in denen wir uns sehr wohl gefühlt haben. Sie bieten ein vorzügliches Essen oder leckeren Kuchen:
Die Tonne 98 in Brodersby – wer frischen Fisch liebt, ist hier genau richtig. Die Inhaberin bezieht ihre Ware dreimal wöchentlich direkt beim Schleifischer. Auf den Teller kommt, was der Fang hergibt, in meinem Fall die wirklich schmackhafteste Scholle meines Lebens. Begleitet von den besten Bratkartoffeln meines Lebens. Die gute Hausmannskost hat vernünftige Preise: Mit 35 Euro kommen wir für zwei umfangreiche Gerichte, zwei Getränke und einem großzügigen Trinkgeld obendrauf weg.
Das Restaurant Treib-Gut mit „Kiek ut“ besticht durch genau das: den Ausblick. Es liegt in Altenhof an der rechten Beuge der Eckernförder Bucht und verfügt über eine schöne Terrasse. Mit Strandkörben und Sitzecken ausgestattet bieten es den Gästen einen unverstellten Blick auf Wellen und Segelschiffe. Ich bestellte einen Beeren-Streusel-Kuchen direkt aus dem Ofen und wurde nicht enttäuscht.
Auch das Kuchenhaus in Brodersby macht seinem Namen alle Ehre. Für einen Test, ob es in einem Café schmeckt oder nicht, eignet sich in meinen Augen immer der klassische Käsekuchen besonders gut. Im Kuchenhaus überzeugte er mit einem zusätzlichen Baiser als Topping. Daneben sind das Haus und der Garten im skandinavischen Design gehalten und bieten alles in allem ein richtig schönes Kuchenerlebnis.
Natur vor Besichtigungen
So schade es für die tollen Museen ist, die es im Kreis Schleswig-Flensburg gibt: Der sicherste Ort ist momentan die Natur. Wenn du dich entschließt, im Coronajahr Urlaub zu machen, dann verbinde diesen direkt mit Naturerlebnissen, die außerdem dein Immunsystem stärken. Alle Institutionen hielten sich vorbildlich an die Bestimmungen. Aber es bleibt in meinen Augen durchaus weiterhin eine Pflicht mitzuhelfen, dass sich nicht zu viele Menschen an einem Ort aufhalten.
Bist du nach der Lockerung der Corona-Einschränkungen schon gereist? Wie ging es dir dabei? Teile deine Gedanken gern mit anderen in den Kommentaren.
Deine Julia Beatrice